30 Minuten, die das Leben verändern

Ich wohne in Berlin und hatte überhaupt keine Probleme. Ich war am 9.3. im Standesamt und wollte wegen einem Termin fragen, das geht aber dort nur online, wenn man einen Tagestermin haben möchte. Ich habe mir aber in weiser Voraussicht für den 12.3. im Bezirksamt einen Termin geben lassen für Ausweis und Führerschein, in der Hoffnung es würde alles klappen. Am 10.3. hatte ich mir morgens online einen Termin im Standesamt Lichtenberg ergattert. Ich bin also total aufgeregt und auch irgendwie ängstlich zu meinem Termin gefahren. Die Standesbeamtin war sehr nett, diskret und hilfsbereit. Sie fragte mich wie sie mir helfen könne, und mein Satz begann mit den Worten „ich möchte mein Geschlecht….“ und sofort sprang sie auf und schloss die Tür. Ich fühlte mich umgehend gut aufgehoben und wusste das wird alles klappen. Ich gab ihr dann meinen noch-Ausweis, die Bescheinigung meiner Ärztin und eine Kopie meiner alten Geburtsurkunde. Sie sah sich alles an, gab mir einen kleinen Zettel auf den ich meinen künftigen Vornamen schreiben solle und nahm alles an sich, bat mich kurz vor der Tür zu warten, sie mache alles fertig und holt mich wieder rein. So geschah es dann. Sie legte mir die neue Geburtsurkunde hin, ich solle nochmal prüfen ob alles richtig ist. Das war so emotional die neue, nun richtige Geburtsurkunde in den Händen zu halten. Sie gab mir noch eine Bescheinigung wo drauf steht, dass es geändert wurde. Und noch einen Tipp, falls ich heiraten möchte muss ich noch mal kommen, weil ich eine gesonderte Bescheinigung bräuchte. Das ganze hat 30 Minuten gedauert und veränderte sofort mein Leben. Dann bin ich durch Zufall zur Info, diese Kollegin gab mir am Montag schon den Termin für das Bezirksamt. Sie meinte sie hätte heute noch einen Termin frei, quasi sofort. Also schnell passbilder gemacht und ab ins Bezirksamt. Die Bearbeiterin kannte sich nicht so aus, war aber superlieb. Sie ging dann mit allen Unterlagen zu ihrer Chefin, die meinen personensatz im System dauerhaft änderte, und somit hatte ich nach einer weiteren Stunde den neuen PA und Führerschein beantragt und einen vorläufigen PA sofort erhalten. Ich erhalte dann Bescheid wann ich die beiden Papiere abholen kann.
Voller Euphorie fuhr ich dann zur deutschen Bank, dort gab es die ersten Probleme, die stellen sich quer, wollen einen Gerichtsbeschluss, den ich ja gar nicht habe. Hab jetzt überlegt, entweder ich lasse mir nochmal etwas vom Standesamt bescheinigen, was bestimmt Geld kostet, oder ich eröffne einfach ein neues Konto, wenn mein PA dann da ist. Mit dem vorläufigen PA möchte ich das nicht, wirft nur wieder Fragen auf. Als nächstes fuhr ich zu meiner Krankenkasse (KKH), wegen der neuen Gesundheitskarte, gab ein Foto und den vorläufigen Ausweis ab, den er sich kopierte und alles veranlasste. Die Bescheinigung von der Ärztin legte ich nicht vor. Die Karte ist auf dem Weg und müsste in den nächsten Tagen bei mir sein. Dann stellte ich am 12.03. den Antrag auf die GaOP, ich hatte ja Angst, dass sie Probleme machen wegen dem Gutachten vom Gericht, welches ich ja nicht habe. Aber gestern rief mich dann eine Mitarbeiterin an, sie haben den Antrag erstmal offiziell abgelehnt, mit der Begründung, dass noch 2 Dinge fehlen und sie die Frist von 3 Wochen einhalten müssen. Sie wollen nur noch ein Gutachten meiner Psychologin/Psychiaterin und ein Schreiben vom KH/Chirurg, wo die Op gemacht werden soll, wegen der Kosten und Aufklärung und so. Dann wird die Op genehmigt. Also ich erhielt indirekt eine Zusage.
Nach dem allen bin ich superglücklich, ich wurde nirgends schlecht behandelt, alle waren sehr kooperativ und kompetent. Und dass das alles jetzt so schnell geht ist echt der Hammer. Ich bin diesen Sommer noch mit allem fertig.
Liebe Grüße Paul


Standesamt Berlin Lichtenberg im März 2020

Paul Schöps
Berlin Lichtenberg