Endlich hatte ich, im August, die Zusage meiner Krankenkasse zur Nadelepilation. Vorerst nur 30 Stunden, aber da kann ich ja nchverhandeln.
Flugs griff ich zum Telefon um einen ersten Termin bei meiner Epilatöse zu vereinbaren.
Während des Gesprächs erwähnte sie, das eine gemeinsame Freundin die Vornamens- und Personenstandsänderung beim Standesamt in Mannheim beantragt und bewilligt bekam. Ohne Gutachter und große Kosten.
Wie? Ja, es gäbe ein neues Gesetz seit 2018.
Die Idee ließ mich nicht los, obwohl ich bereits im Mai die Prozedur nach TSG beantragt hatte und die Sache ins Rollen kam. Das Amtsgericht hatte sich letzte Woche gemeldet und mir die zwei Gutachter mitgeteilt.
Mit Hilfe von Google stiess ich auch schnell auf die Seite des LSVD und einem Musterantrag. Ein Attest brauche ich, auf dem steht ‚Variante der Geschlechtsentwicklung‘!
Also rief ich meine Hausärztin an und fragte, ob ich dafür in die Praxis kommen müsse. Wenn sie bis übermorgen nichts von uns hören, kommen Sie einfach vorbei Frau H.
Ich hörte nichts und bekam mein Attest zwei Tage später kostenlos.
Schnell noch die Geburtsurkunde in meiner Geburtstadt Delmenhorst online bestellt, den Musterantrag ausgefüllt und schonmal im Standesamt meines Wohnortes vorgefühlt.
‚Wie? Dazu müssen sie zum Amtsgericht!‘. Diese Standesbeamtin konnte ich überzeugen das es einen §45b des PStG gibt und sie dafür zuständig ist.
Ich solle Personalausweis, Geburtsurkunde mitbringen und den während des Telefonats erwähnten Antrag. Montagmorgen 08:00 Uhr stand ich dann bei Ihr mit allen Unterlagen auf der Matte.
‚Mhh, das dauert jetzt ein paar Tage, sie sind der erste Fall in Öhringen‘. Auch wenn ich ihr das glaubte, bat ich um schnelle Bearbeitung in 2 oder 3 Tagen und war nach nichtmal 10 Minuten wieder aus dem Büro entschwunden.
So kam es, das bereits am nächsten Tag mein Telefon klingelte. ‚Ich habe alles geprüft Herr H. und sie können vorbei kommen. Bringen sie bitte Ihren Ausweis und 20€ mit‘, den vorgeschlagenen Termin in 15 Minuten fand ich dann doch zu sportlich. Vorallem mussten die Fingernägel erst aus der Tischplatte gepult werden. Herr H. bei einem Antrag auf Personenstandsänderung, Grrrr!
Einige Stunden später stand ich dann erneut bei Ihr. Sie druckte den Antrag aus, las ihn mir vor und gab ihn mir zur Unterzeichnung. Auch hier blieb ich brav bei der Anrede Herr H., ich will ja was.
Schnell noch 20€ gezahlt und um eine Kopie des Antrags gebeten. Das solls gewesen sein? Total unspektakulär und jetzt heißt es warten, da der Antrag, zum Glück noch am selben Tag, an mein Geburtsstandesamt geht.
Sicherheitshalber oder mehr aus Unsicherheit, wie und wann ich denn von der Änderung des Geburtenregisters erfahre riefe ich beim Zielstandesamt an. Die Sachbearbeiterin ist noch bis Montag in Urlaub hörte ich und bekam die Durchwahl.
6 Tage warten ohne etwas tun zu können.
Montagnachmittag erkundigte ich mich freundlich, ob der Antrag eingegangen ist. Ja, ich muss noch was klären. OK, dachte ich mir, erster Tag nachdem Urlaub, §45b in der zweiten Kleinstadt noch nicht bekannt und wer weiß was da alles zu ändern ist.
Jeden Tag lief ich zum Briefkasten. Vergebens.
Freitag fragte ich dann nochmals nach und erfuhr, das ich mir sicherlich denken könne, das der Antrag nicht durchgeht.
Nein das konnte ich nicht, auch wenn ich es befürchtet hatte. Ich wurde informiert, das nicht nur die Variante der Geschlechtsentwicklung, sondern auch nach Chicago 2005 nach der Geschlechtschromosome, das Genitale oder die Gonaden inkongurent sind im Attest stehen muss.
Nein, das wusste ich nicht und zweifel ich immer noch an. Sie ging davon aus, da ich das nicht erbringen kann, da ich sicherlich transsexuell bin. Das schlussfolgerte sie aus dem sehr ausführlichen Antrag, der auch auf eine Auslegung für Transsexuelle, formuliert.
Und falls doch, hätte sie es gerne vom Endokrinologen… Das wäre in einer Mitteilung des Bundesinnenministeriums vom 10.04.2019, Aktenzeichen VII1-2-20103/27#17 festgelegt.
Das ging mir zuweit, zuviel Intime Fragen am Telefon.
Nun liegt mir auch der schriftliche Ablehnungsbescheid vor.
Ich teile mich persönlich lieber Gutachtern mit, die eine Schweigepflicht haben und niemanden am Telefon.